09.05.2012

Verrückte Mitbewohnerin...

...und das meine ich ernsthaft!!! Ihr glaubt nicht, was uns hier in der Wohnung passiert ist. Ein Zimmer von den vier vorhandenen war noch frei und die Anzeige lief auch noch im Internet. Abgesehen davon, dass sich schon ein paar komische Mädels bei uns vorgestellt und uns von ihren utopischen Vorstellungen berichtet haben, hat es eine am vergangenen Wochenende doch toppen können. Wir hatten ein Mädel zur Besichtigung hier, die aus einem schönen Städtchen im Westen Spaniens kommt und lange Zeit in der Stadt gelebt hat, in der ich meinen Studienaufenthalt absolvierte (ich möchte mit meinem Blog anonym bleiben und werde keine Namen nennen). Sie hat sich vormittags vorgestellt und ist dann am Nachmittag mit ihrem Köfferchen eingezogen. 

Nachdem sie alle Mitbewohner kennengelernt hatte, fing sie auch sogleich an sich wohlzufühlen und machte es sich im Wohnzimmer auf dem Sofa bequem. Soweit so gut. Ich war gerade am Abendbrot essen, da fing sie an mir ein paar Fragen zu stellen und erzählte mir dann ungelogen fast 3 h aus ihrem Leben. Ihr fragt euch jetzt sicher, warum ich mir das gefallen lassen hab. Zugegeben am Anfang war es interessant was sie so erzählte, aber dann ging sie immer mehr ins Detail. Sie hat uns aber wirklich alles erzählt. Sie ist so alt wie ich, allerdings schon geschieden und hat einen Sohn und ist Psychologin. Jetzt hat sie hier einen Job in der Stadt bekommen und sucht deshalb ein Zimmer. Als ich ihren Berufsstand erfuhr, stellte ich dann ein paar Fragen. Es ging um die "Verrückten" im Krankenhaus und was sie alles erlebt hat und wie sie es unterscheidet, ob sie von jemandem angelogen wird und von wem nicht. Daraufhin folgte eine etwas längerer Monolog (und deshalb auch die Länge des Gespräches) über die bipolare Störungen (von der Manie zur Depression und zurück...schaut einfach mal im Internet nach, was es damit auf sich hat, da es hier den Rahmen sprengen würde). Dabei hat sie sich wohl auf die Phase der Manie gestürzt und erklärt, dass Menschen mit einem gesteigerten Maß an Konzentration ein Ziel verfolgen. So gibt es Menschen, die meinen einen bestimmten Beruf auszuüben und wissen exakt welche Dinge diese Person macht, in welcher Reihenfolge usw.

Irgendwann wurde dann im Fernseher Fussball übertragen und ich habe mich dem Spiel gewidmet. Zwei der Mitbewohner sind in die Bar runter gegangen und eine Mitbewohnerin hatte eine Freundin auf ein Gläschen Wein zu Besuch. Tja, aber der Hammer war, dass Madam sich den ganzen Abend lautstark über bestimmte Themen ausgelassen hat, die dann wirklich niemand interessierte. Wir sind dann irgendwann alle ins Bett gegangen, um Ruhe zu finden. Ich habe mir bei all dem nichts gedacht...

Am nächsten Tag (Sonntagabend) wurde ich dann von den beiden Mitbewohnern gefragt, wie ich die Neue denn finde. Ich sagte nett und mehr nicht. Sie erzählten mir, dass sie den ganzen Tag in ihrem Zimmer war, ohne Licht, ohne Essen, ohne das Bad zu benutzen. Sie kam nur einmal raus, als gerade der Putzplan von den beiden erstellt wurde und machte sich lustig über sie. Hmm...irgendwie seltsam. Ausserdem hat sie die Miete zwar überwiesen, aber im selben Moment wieder storniert. Ich habe mir das alles angehört und mir ist es plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, nachdem ich mir ihre Geschichten noch mal durch Kopf gehen lassen habe (und diese Geschichten hat sie nicht nur mir erzählt), dass sie gar keine Psychologin ist, sondern eine Patientin mit eben dieser Störung. Sie wusste exakt wie der Job ausgeführt wurde, wo es zum Krankenhaus geht (Wegbeschreibung hatte sie perfekt im Kopf) und vor allem hatte sie mit Bleistift geschriebene "Patientenakten" mit in der Wohnung. Ja Ja Ja...da fiel es mir dann ein, dass sie versucht hat uns alle zu täuschen. Und ich bekam es mit der Angst zu tun. Konnte die Nacht zum Montag nicht schlafen. Wer weiss was sie alles anstellt, wenn man schläft und nicht weiss, welche Phase sie gerade durchlebt. Und ich wette, dass es keine Psychologin in dem beschriebenen Krankenhaus gibt, die auf ihren Namen lautet.

Also bin ich am Montag nach der Arbeit mit 1000 Dingen in meinem Kopf zu den anderen gegangen und hab denen meinen Verdacht und meine Angst erzählt. Sie fingen alle gleichzeitig an zu lachen und erzählten mir, dass es denen genauso ging und sie die Person sofort vor die Tür gesetzt haben. Puuuhhhhh, was für eine krasse Erfahrung. Schreiben kann man das gar nicht so toll, aber ich hoffe ihr könnt euch ein wenig in meine Lage versetzen. Jetzt leben wir wieder ruhiger und sind alle wieder glücklich, so wie es ist.

Mal sehen, wer als nächstes vor der Tür steht...

Liebe Grüße 

Zutti

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen